Wilferdinger Höhe – Gewerbegebiet im Nordwesten Pforzheims
Die Wilferdinger Höhe ist ein modernes Gewerbegebiet im Nordwesten Pforzheims mit über 8.000 Arbeitsplätzen in 500+ Betrieben. Entdecken Sie die Geschichte von landwirtschaftlichen Flächen zum wichtigsten Wirtschaftsstandort der Region.
Wilferdinger Höhe
Die Wilferdinger Höhe ist ein modernes Gewerbegebiet im Nordwesten Pforzheims, das sich an der Karlsruher Straße erstreckt. Das Industriegebiet hat sich von landwirtschaftlichen Nutzflächen und Streuobstwiesen zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Region entwickelt und bietet heute über 8.000 Arbeitsplätze in mehr als 500 Betrieben. Die ausgezeichnete Verkehrsanbindung über die A8 und B10 sowie die überregionale Erreichbarkeit machen das Handelsgebiet zu einem attraktiven Standort für Unternehmen verschiedener Branchen.
Das Gewerbegebiet erstreckt sich über ursprünglich 128 Hektar und wird in der kommunalen Statistik zum Stadtteil Brötzingen gezählt. Die Entwicklung begann 1968 mit der Zustimmung des Pforzheimer Stadtrats zum Bebauungsplan und erreichte 1970 mit der Verabschiedung des Bebauungsplans einen wichtigen Meilenstein. Seitdem hat sich das Gebiet kontinuierlich erweitert und zu einem bedeutenden Wirtschaftsstandort entwickelt.
Lage und Namensherkunft
Geografische Lage
Die Wilferdinger Höhe liegt im Westen Pforzheims an der Karlsruher Straße und wird in der kommunalen Statistik zum Stadtteil Brötzingen gezählt. Das Gewerbegebiet erstreckt sich über eine Fläche von ursprünglich 128 Hektar im Nordwesten der Stadt und hat sich durch verschiedene Erweiterungen kontinuierlich vergrößert. Die gute Verkehrsanbindung über die A8 Anschlussstelle Pforzheim-West und die Bundesstraße 10 macht das Gebiet überregional erreichbar und attraktiv für Unternehmen verschiedener Branchen.
Die erhöhte Lage des Gebiets bietet nicht nur einen weiten Blick über die Region, sondern auch gute Standortbedingungen für Gewerbe und Industrie. Die Nähe zur Autobahn und zur Bundesstraße ermöglicht eine schnelle Anbindung an überregionale Verkehrswege, was für viele Unternehmen ein entscheidender Standortfaktor ist.
Historische Entwicklung
Landwirtschaftliche Nutzung bis 1968
Mehrere Jahrhunderte wurde die Wilferdinger Höhe als Ackerland von Brötzinger Bauern genutzt. Bis in die 1960er Jahre bestand das heutige Gewerbegebiet ausschließlich aus landwirtschaftlichen Nutzflächen und Streuobstwiesen. Die B10, damals noch Karlsruher Landstraße genannt, war nur zweispurig ausgebaut. Daneben war nur noch die Ersinger Straße befahrbar. Die landwirtschaftliche Prägung des Gebiets war deutlich sichtbar, und die Flächen wurden intensiv für den Anbau von Getreide, Obst und anderen landwirtschaftlichen Produkten genutzt.
Die Streuobstwiesen prägten das Landschaftsbild und boten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die traditionelle landwirtschaftliche Nutzung stand im Einklang mit der natürlichen Umgebung und prägte das Gebiet über viele Generationen hinweg.
Frühe Planungen (1960er)
Die Geburtsstunde der Wilferdinger Höhe als Gewerbegebiet lässt sich nicht auf einen Tag festlegen. Bereits 1968 stimmte der Pforzheimer Stadtrat einem Teil des Bebauungsplans "Wilferdinger Höhe" zu. Im Laufe der Jahre wurden die Pläne immer wieder verändert und ergänzt, um den wachsenden Bedarf an Gewerbeflächen zu decken und die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu fördern.
Die Planungen standen im Zeichen der wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Stadt Pforzheim erkannte das Potenzial des Gebiets als Standort für Gewerbe und Industrie und entwickelte entsprechende Konzepte für die Erschließung und Bebauung.
Ausbau zum Gewerbegebiet (1970–2010)
Am 7. Dezember 1970 verabschiedete der Gemeinderat einen Bebauungsplan für ein neues Gewerbegebiet auf der Wilferdinger Höhe mit einer Fläche von 128 Hektar im Nordwesten der Stadt. Der Bebauungsplan wurde mit 22 Stimmen bei sechs Gegenstimmen verabschiedet. Die SPD forderte die Aufhebung von Sperrvermerken für Baulagerplätze, während die CDU diese beibehielt. Diese Entscheidung markierte den Beginn einer kontinuierlichen Entwicklung, die das Gebiet zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Region machte.
Die Entwicklung verlief in mehreren Phasen. In den 1980er Jahren arbeiteten bereits 1.851 Menschen im Gewerbegebiet. Bis 1990 stieg die Zahl auf 3.000 Beschäftigte, und 1997 waren es bereits 5.000 Menschen in 200 Firmen. Bis 2010 erreichte das Gebiet seine heutige Größe mit über 8.000 Arbeitsplätzen in mehr als 500 Betrieben. Dieses kontinuierliche Wachstum dokumentiert die erfolgreiche Entwicklung des Standorts und seine Bedeutung für die regionale Wirtschaft.
Die Entwicklung war eng mit umfangreichen Verkehrsprojekten verbunden, die den innerstädtischen Verkehr entlasten und die Erreichbarkeit verbessern sollten. Dazu gehörten die B10-Umleitung zur Herausnahme aus dem Stadtzentrum und die Entlastung des Berufsverkehrs sowie des Wirtschafts- und Einkaufsverkehrs. Diese infrastrukturellen Maßnahmen waren entscheidend für die Attraktivität des Standorts.
Erweiterungen
Aufgrund des gestiegenen Bedarfs an Gewerbeflächen wurden mehrere Erweiterungen des Gewerbegebiets geplant und umgesetzt. 1987 erfolgte eine Erweiterung um 20 Hektar, da das Brötzinger Tal nahezu belegt war. 1991 wurden weitere Planungen für zusätzliche Gewerbeflächen trotz Unsicherheiten bezüglich der Realisierbarkeit vorangetrieben. Diese Erweiterungen ermöglichten es, den wachsenden Bedarf an Gewerbeflächen zu decken und neue Unternehmen anzusiedeln.
Besondere Orte und Geologie
Wallberg / Monte Scherbelino
Der ursprüngliche Wallberg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Schutt der zerstörten Stadt aufgestockt. Er ist beliebter Aussichtspunkt und wird auch als "Monte Scherbelino" bezeichnet. Seit 23. Februar 2005 steht auf ihm ein weithin sichtbares Mahnmal in Form mehrerer großer Stelen, das an die Zerstörung Pforzheims im Zweiten Weltkrieg erinnert. Der Wallberg bietet einen beeindruckenden Blick über die Wilferdinger Höhe und die umliegende Region und ist ein wichtiger Bezugspunkt im Stadtbild.
Die Bezeichnung "Monte Scherbelino" verweist auf die Herkunft des Materials, aus dem der Hügel aufgeschüttet wurde. Die Trümmer der zerstörten Stadt wurden hier abgeladen und bilden heute die Grundlage für einen Hügel, der sowohl als Mahnmal als auch als Aussichtspunkt dient.
Das Enzenloch – Geologische Entstehung
Das Enzenloch ist eine 15 Meter breite Doline, die durch Lösungsprozesse im Muschelkalk entstanden ist. Dieses Gestein aus dem Kraichgau bildete sich vor etwa 200 Millionen Jahren im Erdmittelalter und ist besonders wasserdurchlässig. Die Doline entstand durch die langsame Auflösung des Kalkgesteins durch Regenwasser, das durch Spalten und Klüfte in den Untergrund eindrang und das Gestein allmählich auflöste.
Der Name "Enzenloch" entstand aus der Annahme, dass das Wasser zur Enz fließt. Tatsächlich führt der Weg des Wassers jedoch zum Kämpfelbach, wobei der größte Teil zur Quelle in Ispringen gelangt. Diese geologische Besonderheit prägt das Gebiet und hat Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Region.
Die tiefe Lage der Doline führt zu einem besonderen Mikroklima mit hoher Luftfeuchtigkeit. Dies begünstigt spezielle Pflanzen wie Farne und Bärlappgewächse. Besonders auffällig sind zwei Weidenarten: die feuchtigkeitsliebende Bruchweide und die trockenheitsresistente Salweide. Diese besondere Flora macht das Enzenloch zu einem ökologisch wertvollen Lebensraum.
Viele Dolinen in Baden-Württemberg wurden bereits zerstört oder verfüllt. Seit 1992 stehen sie unter gesetzlichem Schutz. Das Enzenloch genießt diesen Schutz jedoch nicht, da es bereits seit 1983 als Grünfläche im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist. Diese Ausweisung bietet einen gewissen Schutz, auch wenn kein expliziter Naturschutzstatus besteht.
Umweltauswirkungen
Landschaftsverbrauch und Lebensraumverlust
Die Bebauung des Gewerbegebiets hat nicht nur zu einem Verlust von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere geführt, sondern auch den natürlichen Wasserhaushalt verändert. Früher versickerte das Regenwasser über die Doline "Enzenloch" und das darunterliegende Muschelkalkgestein direkt in den Kämpfelbach. Diese natürliche Versickerung war Teil eines komplexen hydrologischen Systems, das durch die Bebauung erheblich beeinträchtigt wurde.
Die Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen und Streuobstwiesen in versiegelte Gewerbeflächen führte zu einem massiven Verlust von Lebensräumen. Viele Tier- und Pflanzenarten, die auf diese offenen Landschaften angewiesen waren, verloren ihre Lebensgrundlage. Die Versiegelung großer Flächen veränderte auch das lokale Klima und die natürlichen Abflussverhältnisse.
Wasserhaushalt und Stollenableitung
Heute können die Regenwassermassen aus Gründen des Grundwasserschutzes nicht mehr in das Karstgrundwasser eingeleitet werden. Stattdessen wird das Wasser über einen Stollen in das Malschbachtal abgeleitet. Bei starken Regenfällen kommt es zu Rückstauungen, die Überflutungen des Malschbaches und Kellerüberschwemmungen in angrenzenden Wohngebieten verursachen. Diese technische Lösung löst zwar das Problem der Grundwasserverschmutzung, führt aber zu neuen Herausforderungen bei der Wasserableitung.
Die geplanten Regenrückhaltesysteme sollen diese Probleme künftig lösen. Die Veränderung des natürlichen Wasserhaushalts durch die Bebauung hat zu komplexen hydrologischen Problemen geführt, die durch technische Lösungen bewältigt werden müssen. Diese Maßnahmen sind notwendig, um sowohl den Grundwasserschutz als auch den Schutz vor Überflutungen zu gewährleisten.
Moderne Zeitgeschichte
Burger King Brand (29. Dezember 2015)
Am 29. Dezember 2015 kam es am frühen Abend in der Burger King-Filiale auf der Wilferdinger Höhe zu einem Großbrand, der kurz vor 18 Uhr in der Dunstabzugshaube der Küche ausbrach und sich schnell auf die gesamte Küche, den Gastraum und das Dach des Gebäudes ausbreitete. Die Feuerwehr wurde um 17:53 Uhr alarmiert und rückte mit rund 60 Einsatzkräften und 12 Fahrzeugen an, darunter die Berufsfeuerwehr Pforzheim und Karlsruhe mit einem Teleskopmastfahrzeug.
Durch schnelle Evakuierung konnten alle Gäste und Mitarbeiter unverletzt das Gebäude verlassen, während die angrenzende Tankstelle geschlossen und die Karlsruher Straße gesperrt wurde. Die Löscharbeiten dauerten bis weit nach Mitternacht, und die Brandursache wurde als defektes Kabel an der Abluftanlage der Dunstabzugshaube festgestellt. Die Burger King-Filiale sollte 2016 an gleicher Stelle im neuesten Design wieder eröffnet werden, jedoch durch einen neuen Franchisenehmer.
Bedeutung heute
Branchen und Wirtschaft
Das heutige Gewerbegebiet bietet eine vielfältige Mischung aus Einzelhandel, Dienstleistungen und Industrie. Die Straßen sind mit Namen baden-württembergischer Städte benannt, was die regionale Verbundenheit unterstreicht. Die gute Verkehrsanbindung über A8 und B10 sowie ausreichend Parkplätze machen das Gebiet überregional attraktiv. Ergänzt wird das Angebot durch mittelständische Handwerksbetriebe, Kliniken, Banken und Hotels. Auch die traditionelle Schmuck- und Uhrenindustrie ist mit Unternehmen vertreten.
Die Wilferdinger Höhe hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort entwickelt, der nicht nur für Pforzheim, sondern für die gesamte Region von Bedeutung ist. Mit über 500 Betrieben und 8.000 Arbeitsplätzen ist es eines der größten Gewerbegebiete in der Region und trägt wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Vielfalt der Branchen und die gute Infrastruktur machen das Gebiet zu einem attraktiven Standort für Unternehmen verschiedener Größen und Branchen.
Historische Karte
Interaktive historische Karte von 1898
Diese interaktive historische Karte von 1898 zeigt die Wilferdinger Höhe in ihrer ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzung. Die Karte dokumentiert das Gebiet vor der Entwicklung zum Gewerbegebiet und zeigt die damalige Struktur mit Ackerflächen, Streuobstwiesen und Wegen. Sie können die Transparenz der historischen Karte anpassen und Hotspots mit historischen Bildern erkunden.
Gemarkungsübersichtsplan 1898
Diese historische Karte aus dem Jahr 1898 zeigt die Wilferdinger Höhe als landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit Ackerflächen, Streuobstwiesen und Wegen. Die Karte dokumentiert den Zustand vor der Entwicklung zum Gewerbegebiet und zeigt die damalige Struktur der Fluren und Parzellen. Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe, Bestand H-1, Gemarkungspläne 1:10.000, H-1 Nr. 241 "Brötzingen (Stkr. Pforzheim)" (Stand 1898, Druck 1903).
Quellenverzeichnis
- 1. Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe:
Bestand H-1, Gemarkungspläne 1:10.000, H-1 Nr. 241
"Brötzingen (Stkr. Pforzheim)" (Stand 1898, Druck 1903)
Maßstab 1:10.000, Vorsignatur: H 1:10000 Brötzingen 1
Enthält: Gemarkungsübersichtsplan mit Flurnamen und Landparzellen aus dem späten 19. Jahrhundert.