Würm von Wallberg Pforzheim - Panoramablick auf den Stadtteil Würm

Würm Geschichte – Stadtteil von Pforzheim mit 750-jähriger Vergangenheit

Die Geschichte des Pforzheimer Stadtteils Würm reicht über sieben Jahrhunderte zurück. Von der mittelalterlichen Rodungssiedlung über Flößerei und Bergwerk bis zum modernen Vorort mit starkem Gemeinschaftsleben. Eingemeindung 1971.

Würm

Die Geschichte des heutigen Pforzheimer Stadtteils Würm reicht über sieben Jahrhunderte zurück und zeigt den Wandel von einer mittelalterlichen Rodungssiedlung zu einem modernen Vorort mit starkem Gemeinschaftsleben.

Der Ort profitierte von seiner Lage am Fluss Würm, der als Transportweg für Holz diente – die Flößerei war über Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche Grundlage. Heute ist Würm ein beliebter, grüner Stadtteil mit starkem Vereinsleben, historischen Fachwerkhäusern und naturnaher Umgebung.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Erste urkundliche Erwähnung 1263

Würm wurde 1263 erstmals urkundlich erwähnt, als die Herren Belrem und Berthold von Weißenstein das Dorf zusammen mit der Burg Liebeneck an den Markgrafen Rudolf I. von Baden übergaben. Der Ort profitierte von seiner Lage am Fluss Würm, der als Transportweg für Holz diente – die Flößerei war über Jahrhunderte eine wichtige wirtschaftliche Grundlage.

Diese frühe Erwähnung zeigt die Bedeutung des Ortes bereits im Mittelalter und seine Verbindung zur regionalen Herrschaftsstruktur.

Familie Leutrum von Ertingen

Im Laufe der Zeit wechselte der Besitz mehrmals, bis das Dorf schließlich in den Händen der Familie Leutrum von Ertingen blieb, die Würm 1499 als Erblehen erhielt. Die evangelische Kirche entstand ab 1516 und diente von 1659 bis 1820 als Grablege der Familie Leutrum.

Nach der Reformation 1534 übernahm diese Familie auch die Zehntrechte vom Kloster Hirsau. Die Familie Leutrum prägte die Entwicklung Würms über mehrere Jahrhunderte hinweg.

17.–19. Jahrhundert

Zerstörung der Burg Liebeneck

Nach der Zerstörung der Burg Liebeneck im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1692 blieb nur die Ruine erhalten. Die Burg hatte über Jahrhunderte die Region geprägt und war ein wichtiger strategischer Punkt gewesen.

Wirtschaftlicher Wandel

Im 18. Jahrhundert gründeten Würmer Bürger Holzhandelsgesellschaften, doch um 1830 kam die Flößerei auf der Würm zum Erliegen. Im gleichen Zeitraum wurde zeitweise Eisenerz am Liebenecker Kopf gefördert.

Dieser wirtschaftliche Wandel zeigt die Anpassung der Gemeinde an veränderte Bedingungen und die Suche nach neuen Erwerbsquellen.

Selbstständigkeit 1851

1851 konnte sich die Gemeinde durch Zahlung von 9800 Gulden von den Abgaben an die Leutrums freikaufen – ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit. Diese Unabhängigkeit ermöglichte der Gemeinde eine eigenständige Entwicklung.

Industrialisierung und Infrastruktur

Verkehrsanbindung

Mit dem Bau der Würmtalstraße (1870) und der Anbindung an Pforzheim gewann der Ort an Bedeutung. Diese Verkehrserschließung verbesserte die Verbindung zur Stadt und ermöglichte den wirtschaftlichen Austausch.

Öffentliche Gebäude

Es entstanden Schul- und Rathausgebäude (1872), eine zentrale Wasserversorgung (1895) und später elektrische Stromleitungen. 1909 folgte der Bau eines neuen Schulhauses, und Unternehmer Emil Kollmar stiftete eine Kinderschule samt Krippe, wofür er 1913 zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Diese infrastrukturellen Maßnahmen verbesserten die Lebensqualität der Bewohner erheblich und zeigten das Engagement der Gemeinde für Bildung und soziale Einrichtungen.

20. Jahrhundert

Weltwirtschaftskrise

Im 20. Jahrhundert erlebte Würm wirtschaftliche Höhen und Tiefen: In der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre waren viele Bewohner arbeitslos. Diese schwierige Zeit prägte die Gemeinde und zeigte ihre Widerstandsfähigkeit.

Bergwerk an der Käfersteige

Gleichzeitig begann die Firma Döppenschmitt (später I.G. Farben und Bayer Leverkusen) 1934 an der Käfersteige mit dem Abbau von Fluß- und Schwerspat, der bis 1997 andauerte. Das Bergwerk war eines der größten in Mitteleuropa und lieferte fast zwei Millionen Tonnen Material.

Das Bergwerk war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Würm und bot vielen Bewohnern Arbeit über mehrere Jahrzehnte hinweg.

Modernisierung nach 1945

Nach 1945 wurde der Ort weiter modernisiert: 1955/56 ersetzte man die alte Holzbrücke durch eine Betonbrücke, es folgte der Anschluss an die Bodenseewasserversorgung (1958) und der Ausbau von Straßen und Abwasserkanälen. Diese Maßnahmen verbesserten die Infrastruktur und die Lebensqualität erheblich.

Eingemeindung und Gegenwart

Eingemeindung 1971

Am 1. September 1971 wurde Würm freiwillig in die Stadt Pforzheim eingegliedert. Seither besitzt der Stadtteil eine eigene Ortsverwaltung, einen Ortschaftsrat und einen Ortsvorsteher.

Diese Selbstverwaltung ermöglicht es Würm, seine Eigenständigkeit zu bewahren und gleichzeitig von den Vorteilen der städtischen Infrastruktur zu profitieren.

Moderne Einrichtungen

In den folgenden Jahrzehnten entstanden die Würmtalhalle (1980), neue Kindergärten, ein Altenpflegeheim („Haus Schauinsland", 2009) sowie moderne Wohnanlagen.

Diese Einrichtungen zeigen die kontinuierliche Entwicklung des Stadtteils und sein Engagement für die soziale Infrastruktur.

Heutige Bedeutung

Heute ist Würm ein beliebter, grüner Stadtteil mit starkem Vereinsleben, historischen Fachwerkhäusern und naturnaher Umgebung. Zum 750-jährigen Jubiläum 2013 feierte die Gemeinde mit über 120 Veranstaltungen und eröffnete den Würmer Skulpturenweg, der an die lange Kultur- und Bergbaugeschichte des Ortes erinnert.

Der Würmer Skulpturenweg verbindet Kunst, Geschichte und Natur und macht die reiche Vergangenheit des Ortes für Besucher erlebbar. Das starke Gemeinschaftsleben und die Verbindung zur Natur machen Würm zu einem besonderen Stadtteil Pforzheims.

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