Vorkriegszeit in Maihälden – Ehemalige Höfe, Weinbau und militärische Anlagen
Die Vorkriegszeit in Maihälden war geprägt von einer noch weitgehend landwirtschaftlichen Struktur. Ehemalige Höfe, ausgedehnte Weinberge und vereinzelte militärische Anlagen bestimmten das Landschaftsbild dieses Ortsteils.
Stadtplan Maihälden 1903
Historischer Stadtplan aus dem Jahr 1903 - Detaillierte Darstellung der Flurnamen und Landparzellen
Dieser detaillierte Stadtplan aus dem Jahr 1903 zeigt Maihälden mit allen traditionellen Flurnamen und Landparzellen. Die Karte dokumentiert die historische Landnutzung mit zahlreichen Flurnamen wie "Riegeläcker", "Bockacker", "Oelmann", "Bügel", "Maihäldenäcker", "Hofäcker", "Hofklamm", "Wildergrund" und vielen anderen. Die rote Umrandung markiert ein spezifisches Gebiet von besonderem Interesse.
Ehemalige Höfe in Maihälden
Liebeners Hof
Im Maihälden-Gebiet existierten mehrere Flurnamen mit dem Wortbestandteil "Hof", wie "Hofäcker", "Hofgraben", "Hofklamm", "Hofglamm" und "Hofklammenäcker". Diese Namen erinnern an den "Liebeners Hof", der einst in Maihälden lag. Der Name "Liebeners" bezieht sich vermutlich auf die ehemaligen Besitzer des Hofes, die Familie "Liebener" aus Pforzheim. Im Jahr 1703 wurde der Hof in zwei Hälften geteilt, wobei beide Hälften fünf Malter Roggen, fünf Malter Dinkel und sechs Malter Haber zahlen mussten.
Die erste Hälfte, Liebeners Hof 1, gehörte Christian Bechthold und Hans Georg Jehle und umfasste eine Landfläche von 27 Morgen (ca. 9,5 Hektar). Die zweite Hälfte, Liebeners Hof 2, war im Besitz von Ernst Ludwig Hochmuth und Jakob Jehle und hatte eine Fläche von 31 Morgen (ca. 11 Hektar). Die genaue Lage der "Liebeners Höfe" ist zwar unbekannt, aber aufgrund der Flurnamen wird eine Lage in der Nähe der heutigen Henhöferstraße für wahrscheinlich gehalten.
Reyßen Hub
Ein Dokument aus dem Jahr 1703, das die anfallenden "Beth- und Hellerzinsen" für "Hube und Hofgüter" enthält, nennt eine "Reyßen Hub". Der Hof umfasste eine große Fläche von 25 Morgen (ca. 9 Hektar) zwischen der heutigen Kurzen Steige und Maximilianstraße. Im Jahr 1703 waren Hans Georg Jehle und Hans Georg Brodbeckh aus Brötzingen die Besitzer des Hofes. Sie mussten folgende Abgaben leisten: drei Schilling Beth-Zins, ein Malter Beth-Roggen, ein Malter und sechs Simpli Beth-Haber, eine bejahrte Henne und einen Fall.
Weinbau in Maihälden
Weinberge an den Südhängen
Der Weinbau wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts an den Hängen zwischen Kurze Steige und Siegfriedstraße betrieben. Die Weinberge hatten eine Neigung von etwa 15 Grad und boten ideale Bedingungen für den Rebenanbau.
Der Wallberg - Zentrum des Weinbaus
Der Wallberg, der sich majestätisch über dem Brötzinger Ortskern erhebt, erreichte ursprünglich eine Höhe von 378 Metern und bildete das Herzstück des regionalen Weinbaus. Über vier Jahrhunderte hinweg, vom 15. bis ins 19. Jahrhundert, prägten ausgedehnte Weinberge die Südhänge des Berges. Bereits 1450 dokumentieren historische Urkunden die beeindruckenden Weingüter der Herren von Rüppur am Wallberg. Doch wirtschaftliche Herausforderungen wie schlechte Ernten und die Konkurrenz renommierterer Weinbaugebiete führten schließlich zum Niedergang des Weinbaus. Anstelle der Reben begann man, die ehemaligen Weinbergflächen mit Obstbäumen und Beerensträuchern zu bepflanzen.
Brötzinger Kelter
Die Trauben wurden in der "brötzinger Kelter" gepresst, die 1784 erbaut und um 1867 nach Norden verlegt wurde, um Platz für die Enztalbahn zu schaffen.
Weinkeller
Viele Häuser in Brötzingen besaßen kleine Weinkeller für die Lagerung des selbst produzierten Weins.
Historische Entwicklung
Die Weinbaugeschichte Brötzingens reicht bis 1450 zurück, als sie erstmals am "Wallberg" dokumentiert wurde. Aufgrund geringer Erträge wurden die meisten Weinberge im 19. Jahrhundert in Obstgärten umgewandelt.
Weinbau in Maihälden - Karte aus 1906
Historische Karte aus dem Jahr 1906 - zeigt die Weinbaugebiete in Maihälden
Die Karte ist von 1906 und man sieht die Anbaugebiete südlich der heutigen Kurzen Steige markiert.
Militärisches in Maihälden
Pfälzischer Erbfolgekrieg (1688-1697)
Die Reichsarmee des Heiligen Römischen Reiches war zwischen Oktober 1695 und Oktober 1696 zwischen Brötzingen und Pforzheim stationiert, südlich der Verbindungsstraße und teilweise in Maihälden.
Ludwig XIV. und die Reunionspolitik
Der französische König Ludwig XIV. provozierte durch seine "Reunionspolitik" einen Konflikt mit dem Heiligen Römischen Reich, um Gebiete zu annektieren, die er als rechtlich mit Frankreich verbunden ansah.
Auswirkungen auf Pforzheim
Pforzheim und Brötzingen waren von diesem Konflikt betroffen. Teile der Pforzheimer Altstadt sollen dabei abgebrannt sein.
Französische Besatzung Brötzingens (1692-1693)
Die französische Besatzung Brötzingens zwischen 1692 und 1693 verursachte große Schäden und machte das Dorf fast unbewohnbar. Viele Bewohner flohen oder starben.
Schwere Folgen
Die Auswirkungen auf Brötzingen waren nach Ehmann schlimmer als die des Dreißigjährigen Krieges. Eine schwierige Wiederaufbauphase folgte.
Franzoseneinfall 1707
Der Frieden war nur von kurzer Dauer. 1707 führte ein erneuter Franzoseneinfall zu neuer Armut im Dorf.
Truppenstellung der Reichsarmee (1695)
Diese historische Karte zeigt die Truppenstellung der Reichsarmee entlang der Enz zwischen Brötzingen und Pforzheim im Oktober 1695. Die Karte dokumentiert die militärische Präsenz in der Region während des Pfälzischen Erbfolgekriegs und zeigt die strategische Bedeutung des Gebiets zwischen Maihälden und Brötzingen für die militärischen Operationen der damaligen Zeit.
Große Pläne
Schon 1906 existierten ambitionierte Pläne für die großflächige Erschließung und Bebauung Pforzheims. Für Maihälden war ein dichtes, geschwungenes Straßennetz vorgesehen. Die Planung zielte auf eine Stadt mit rund 250.000 Einwohnern ab. Der Erste Weltkrieg und die folgende Inflation machten diese utopischen Visionen zunichte. Noch Jahrzehnte später zeigten sich in Stadtplänen vorgezeichnete Straßenverläufe.
Stadtplankonzept 1906
Dieses historische Dokument zeigt die ambitionierten Pläne für die Bebauung Pforzheims aus dem Jahr 1906. Die farbige Darstellung zeigt verschiedene Stadtteile und geplante Infrastrukturprojekte, die das Gesicht der Stadt für die kommenden Jahrzehnte prägen sollten.
Brötzingen in den 1920er Jahren mit grünem Maihälden
Diese historische Luftaufnahme zeigt Brötzingen in den 1920er Jahren mit dem noch grünen, weitgehend unbebauten Maihälden im Hintergrund. Die Aufnahme dokumentiert die dichte Bebauung von Brötzingen mit traditionellen Häusern und Satteldächern, während Maihälden noch als grüne, landwirtschaftlich genutzte Fläche erkennbar ist.
Plan Maihälden aus der Vorkriegszeit (ca. 1930)
Dieser detaillierte Stadtplan aus der Vorkriegszeit zeigt die Entwicklung Maihäldens um 1930. Der Plan dokumentiert die bereits vorhandene Bebauung mit Straßen, Gebäuden und Infrastruktur, während gleichzeitig noch große unbebaute Flächen wie der Wildergrund und landwirtschaftliche Gebiete erkennbar sind. Die Eisenbahnlinie und der Alte Friedhof sind als wichtige Orientierungspunkte markiert.
Quellenverzeichnis
- 1. Ehmann, K. (1980). Die Geschichte des Dorfes Brötzingen. Pforzheim: Stadt Pforzheim. ISBN-10: 3878160593, ISBN-13: 978-3878160595.