Geplantes Wohngebiet Schelmenäcker – 3,46 Hektar im Stadtteil Brötzingen
Die Prüffläche Schelmenäcker liegt am nördlichen Rand des Stadtteils Brötzingen im Tal des Malschbachs. Sie ist Teil eines größeren Suchkorridors und soll als neue Wohnbaufläche zur Bedarfsdeckung entwickelt werden.
Schelmenäcker
Die Prüffläche "Schelmenäcker" liegt am nördlichen Rand des Stadtteils Brötzingen im Tal des Malschbachs. Sie ist Teil eines größeren Suchkorridors (gemeinsam mit den Flächen "In der Grimmig" und "Wohnen unterm Wallberg") und soll – nach Auswahl geeigneter Teilbereiche – als neue Wohnbaufläche zur Bedarfsdeckung entwickelt werden.
Lage und aktuelle Nutzung
Das Gebiet befindet sich südöstlich des Kaltenbergs und westlich der Dietlinger Straße (L 562). Die Nutzung besteht aus Grünland mit Kleingärten, Wiesen, Gehölzstrukturen, Schotterflächen und einem Spielplatz. Der Malschbach verläuft von Südosten nach Norden durch das Gebiet als Gewässer II. Ordnung, teilweise verdolt. Die Topografie ist nordostexponiert mit leichter Hangneigung nach Osten und Böschung zur Dietlinger Straße. Im Süden und Südwesten befindet sich bestehende Wohnbebauung, im Norden und Westen Kleingärten und Feldgehölze.
Geplante Nutzung und Ziel
Ziel ist die Prüfung und mögliche Entwicklung geeigneter Teilbereiche als neue Wohnbauflächen, die den Siedlungsraum Brötzingens abrunden und eine attraktive Wohnlage am Übergang zur freien Landschaft schaffen. Ein besonderer Planungsfokus liegt auf der Integration des Malschbachs als landschaftsgestaltendes Element und auf der Erhaltung der Wege- und Freiraumstruktur.
Rahmenbedingungen und Restriktionen
Die Lage im Regionalen Grünzug erfordert ein Zielabweichungsverfahren. Die Lärmbelastung überschreitet die Orientierungswerte um mehr als 5 dB(A) durch die Dietlinger Straße. Hydrologische Risiken bestehen durch hohes Gefährdungspotenzial bei Starkregen, wobei das Rückhaltevolumen erhalten bleiben muss. Biotop- und Artenschutz betreffen Feldhecken, Gehölze, Fettwiesen und Kleingärten mit mittlerer ökologischer Bedeutung. Kleingärten und Spielplatz sind lokal wichtig für Erholung und soziale Nutzung. Die Kaltluftleitbahn hat eine wichtige Belüftungsfunktion für Brötzingen, wofür eine barrierefreie Stellung der Baukörper notwendig ist. Erforderlich sind Artenschutzprüfung, Lärmgutachten, Klimagutachten und Starkregenanalyse.
Umwelt- und Artenschutz
Das Gebiet weist eine hohe Strukturvielfalt auf. Fettwiesen, Hecken, Kleingärten und Gehölze bieten Lebensräume für zahlreiche Tiergruppen. Die wichtigen Biotoptypen setzen sich zusammen aus 30 Prozent Fettwiese mittlerer Standorte, 10 Prozent Feldhecken und Hecken aus heimischen und nicht heimischen Arten, 45 Prozent Kleingärten mit Obstbäumen sowie 10 Prozent Gräben und Wegflächen. Die Bedeutung liegt in der mittleren ökologischen Wertigkeit als Lebensraum für Vögel, Fledermäuse, Reptilien und Insekten. Erforderlich sind Vermeidungsmaßnahmen, CEF-Maßnahmen wie Ersatzlebensräume und der Erhalt der Feldhecken. Westlich grenzt das gesetzlich geschützte Biotop "Feldgehölz Vor dem Kaltenberg" an.
Bewertung der Umweltwirkungen
| Umweltaspekt | Einschätzung | Begründung |
|---|---|---|
| Tiere / Pflanzen / Lebensräume | 🟠 mittel → 🔴 hoch | Strukturreiches Biotop mit Kleingärten, Hecken und Fettwiesen – Verlust durch Bebauung wahrscheinlich |
| Boden / Fläche | 🟠 mittel | Verlust natürlicher Bodenfunktionen mittlerer bis hoher Leistungsfähigkeit durch Versiegelung |
| Wasser / Hydrologie | 🔴 hoch | Gefährdung durch Starkregen und Rückstau im Malschbach – Rückhaltevolumen reduziert |
| Klima / Luft | 🔴 hoch | Plangebiet in wichtiger Kaltluftleitbahn mit hoher bioklimatischer Bedeutung |
| Landschaftsbild / Erholung | 🟠 mittel | Eingriff in landschaftlich wertvolles Erholungsgebiet, aber geringe Exponierung im Talraum |
| Lärm / Mensch | 🟠 mittel | Straßenlärm durch Dietlinger Straße – Schutzmaßnahmen erforderlich |
| Altlasten / Risiken | 🟢 gering | Keine Altlasten bekannt, keine Sonderrisiken |
Gesamtbewertung der Eignung
Ohne Maßnahmen wird die Fläche als wenig geeignet (IV) eingestuft. Mit Maßnahmen kann sie als bedingt geeignet (III) bewertet werden. Teilflächen sind möglich, wenn Kaltluftleitbahn und Gewässerrand geschützt und begrünt werden.
Fazit
Die Prüffläche "Schelmenäcker" liegt in einer sensiblen ökologischen und klimatischen Lage am Malschbachtal. Sie ist Teil einer wichtigen Kaltluftleitbahn und weist hohe landschaftliche und biotopische Werte auf. Eine Bebauung würde in mehrere ökologische Funktionen eingreifen und kann nur auf Teilflächen unter strengen Auflagen vertretbar sein, wie dem Erhalt des Retentionsraums, Artenschutz, Durchgrünung und Lärmschutz. Aus umweltfachlicher Sicht ist die Fläche ohne Maßnahmen wenig geeignet (IV) und mit entsprechenden Kompensations- und Schutzmaßnahmen bedingt geeignet (III) für eine Wohnbauentwicklung.
Quellen und Literatur
Nachbarschaftsverband Pforzheim – Steckbrief Prüffläche 021 "Schelmenäcker" & Umweltprüfung zum FNP 2035, Stand 04.01.2022